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Da» Zeitalter btt Zerstörung bes alten und der Entstehung des neuen Reich?.
Damit war jedoch die innere Ruhe noch nicht wiederhergestellt. Endlich kam es dahin, daß der Jakobinerklub ausgelöst wurde. Im Herbst 1795 ging $tor®me!5 der Konvent auseinander. Ein Direktorium von fünf Männern trat an die Spitze Frankreichs; aber auch diese waren- Jakobiner.
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> v 'Die zweite und dritte Teilung Polens und der erste
«,.i,jl. ' Die zweite und dritte Teilung Polens. 1793 und 1795.
"f"tnb die beiden bcutfchen Mächte gegen Frankreich Krieg führten, be-
nutzte Katharina 11. von Nuhlanb die Gelegenheit, um ihre polnischen Erobenmgspläne zu fördern, und ließ Truppen in Polen einrücken. Um nicht das ganze Land eine Beute Rußlands werden zu lassen, schloß gjlu-b-» r i ch Skuj^jm Il^roie sein großer Vorgänger, mit der Kaiserin einen Zweite pol- T"e i"l u n g s v e r t r a g, wonach große Stücke des östlichen Polens an Ruß-*ant)/ Danz^Nb-urid die von nun an als S^d ^L^uch-ehezeichneten Gebiete an Preußen fielen. Österreich war an dieser Teilung nicht beteiligt; um so eifersüchtiger beobachtete es die Vergrößerung Preußens.
Jetzt entstand in Polen eine starke nationale Bewegung zum Schutze de» zerstückelten und in seinem Dasein bedrohten Vaterlandes; an ihre Spitze trat K 0 sciuszk 0. Aber trotz verzweifelten Widerstandes erlagen sie dem russischängeueral Suworow, der Praga, die Vorstadt Warschaus, ev-Teilung stürmte und die Hauman^räüf einnahm. Nunmehr folgte die dritte 1795. Teilung Polens, das aufhörte ein selbständiger Staat zu sein. Pr euß en erbielt Nenostprentzen mit Warschau, Österreich Westgali-Muß land die großen Gebiete, bte übrig bliebe
1793 bis § 198. Der erste Koalitionskrieg. Bonaparte. Die wichtigsten Schau-1797' plätze des ersten Koalitionskrieges waren Belgien, die Rheinlands »Wttbb O b e r i t alten. Der Organisator der ftanzösischen Armeen war mn0' C a ru 01, welcher Mitglied M Äoylfahrtsausschufles war. Sie wurden auf Grund einer allgemeinen Aushebung gebildet, die unter den jungen Leuten vom 18. bis zum 25. Jahre stattfand; so brachte die französische Reuo» lution wieder den Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht zur Geltung, während die Heere der Verbündeten aus Berufssolmru^Mauden. Ohne sich an die Regeln der überlieferten Kriegskunst zu kehren, gingen die kühnen, jungen Generäle der^Frmzose'n frrsch auf den Mutz los. Verluste konnten sie durch neue Aushebungen leicht ersetzen. Ihren Unterhalt beschafften sie sich durch Requisitionen. Bald waren sie fast überall im Vorteil. Daö linke Holland Rheinufer mußte von den Verbündeten geräumt werden; ebenso eroberten
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Die Besiegung Preußens 1806 —1807.
Nur an wenigen Punkten zeigte sich ein entschlossener Widerstand.-Mit unvergänglichem Ruhm bedeckte sich damals die kleine Festung Kol- Kolberz. b erg. Zuerst war es der Leutnant v on Schill, der von dort aus durch verwegene Streifzüge dem Feinde viel Schaden zufügte. Dann übernahm der hochsinnige Major Neithardt von Gneisenau den Oberbefehl, während sich die Bürgerschaft unter der Fühnw"des^alten Seemanns Joachim Nettelbeck auf das tapferste an der Verteidigung beteiligte. Ebensowenig konnte der Feind Graudenz nehmen, dessen Befehlshaber der greise General Courbiöre war. Endlich hielten einige Festungen Schlesiens dem Feinde stand, u. a. das vom Grafen Götzen verteidigte G l a tz. Auch Danzig wehrte sich lange, mußte sich aber schließlich ergeben.
Indessen hatte Alexander von Rußland in den Krieg eingegriffen, und ein russisches Heer erschien in Ostpreußen. Im Februar 1807 wurde die blutige Schlacht von Preußisch-Eylau geschlagen. Sie blieb un-entschieden; es war die erste Schlachtete Napoleon nicht gewann. Nach dieser Schlacht trat ein längerer Stillstand in den kriegerischen Unternehmungen ein. Als sie wieder aufgenommen wurden, trug Napoleon im Juni 1807 den Sieg von Frl<ü>4^crnb~ühcx die Verbündeten davon, die 3rtet>ianö jetzt über die Memel zurückweichen mußten. '$und 18°“
( Da schloß Alexander trotz aller Beteuerungen, die er Friedrich Wilhelm gemacht hatte, mit Napoleon Frieden. Zu Tilsit kamen die beiden Frieds Kaiser auf einem in der Memel verankerten Floß^ammen; ant zweiten 3ult 1807‘ Tage wurde auch der König von Preußen zu den Unterhandlungen zugezogen. Frankreich und Rußland gingen miteinander ein Bündnis ein. Den preußischen Staat ließ der Sieger, wie es in der Friedensurkunde hieß, nur aus Gefälligkeit gegen den Kaiser von Rußland bestehen; auch die Fürsprache der Königin Luise, die sich, obwohl von ihm schwer gekränkt, hatte bereden lassen ihm als Bittende zu nahen, konnte ihn nicht bewegen, die harten Bedingungen zu mildern, die er dem gehaßten Staate auferlegte. Friedrich Wilhelm mußte die Hälfte seines Gebiets abtreten, nämlich alle Lande links der Elbe und dazu die bei den polnischen Teilungen erworbenen Gebiete außer Westpreußen. Westlich der Elbe schuf Napoleon ein Königreich Westfalen und gab dies feinem jüngsten Bruder Jerome, der in Kassel feine Residenz nahm und dort ein lustiges, verschwenderlms Leben führte. Die polnischen Gebiete überwies^ er als ein Herzogtum Warschau Friedrich der nach der Schlacht von Jena dem Rheinbund beigetreten war und den Königstitel erhalten hatte. Außerdem wurde Preußen die Zahlung einer Kriegssteuer auferlegt.
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Extrahierte Ortsnamen: Danzig Tilsit Frankreich Westfalen Kassel Jena Rheinbund
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bungen fhrten bald eine Menge vornehmer russischer Jnglinge herbei, die unter die .Poteschni", d.i.kameraden des Zaren, wie Peter seine neue Kompanie nannte, aufgenommen wurden. Nun merkte Sophie, wie gefhrlich ihr Peter mit seinen bewaffneten Gefhrten werden knnte. Sie hetzte daher die Strelitzen von neuem auf, ihn zu ermorden. Allein Peter unterdrckte durch feine Poteschni" die Emprung und verwies seine Stiefschwester in ein Kloster. Nun war der siebenzehn-jhrige Jngling Alleinherrscher (1689). Seine nchste Sorge ging dahin, sich ein tchtiges Heer zu bilden, zu welchem er in der Schar der Kameraden" den Grund gelegt. Aber er dachte auch an die Grndung einer Seemacht. Um See-schiffe zu sehen, machte er eine Reise nach Archangel am Weien Meere, ergtzte sich dort am Anblicke der vorbersegelnden hollndischen Schiffe und befuhr in Schiffer-tracht das Meer. Als bald darauf ein glcklicher Krieg gegen die Trken die Festung Asow in seinen Besitz brachte, lie er eine Flotte von 60 Schiffen fr das Schwarze Meer bauen. Aber die wegen feiner Neuerungen im Heerwesen erbitterten Strelitzen bedrohten sein Leben durch eine neue Verschwrung. Er erhielt jedoch Kunde von dem Vorhaben, und unvermutet in die M:tte der versammelten Verschwrer tretend, lie er sie verhaften und unter furchtbaren Martern hinrichten. Um feine Kenntnisse immer mehr zu bereichern, entschlo sich Peter, die fremden Lnder, von denen ihm Lefort erzhlt hatte, selbst zu sehen. Er rstete daher (1697) eine Gesandtschaft von mehreren hundert Personen aus, die durch einen groen Teil von Europa reisen sollte. Er selbst begleitete sie nicht als Zar, sondern als einfaches Mitglied, um alles desto ungestrter erkunden zu knnen. der Knigsberg und Berlin kam er nach Amsterdam. Dort erfllte ihn das Seewesen mit freudiger Bewunderung. In der Kleidung eines hollndischen Schiffszimmermanns begab er sich nach dem benachbarten Dorfe Zaandam,um dort den Schiffsbau zu erlernen. Nach sieben-wchentlicher Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurck und lie ein greres Kriegs-schiff bauen, das er, mit Seeleuten, Offizieren, Wundrzten und Handwerkern reich-lieh versehen, nach Archangel schickte. Von Holland ging er nach England. Dort lie der König ihm zu Ehren ein Betreffen auffhren. Wahrlich," rief Peter staunend aus, wre ich nicht als Zar von Rußland geboren, fo mchte ich englischer Admiral fem!" Dann kam er abermals nach Holland, und von hier reiste er der Dresden nach Wien. Eben wollte er auch nach Italien gehen, da rief ihn die Nachricht, die Strelitzen htten sich schon wieder einmal emprt, nach Rußland zurck. Er fand den Aufruhr schon gedmpft, alle Gefngnisse mit Missethtern angefllt. Peter lie die Hauptschuldigen an den Galgen hngen und hob die Schar der Stre-ritzen ganz auf. Seine im Ausland gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen suchte nun Peter mit rastlosem Eifer fr die Bildung seiner noch halbwilden Russen zu verwerten. Mit dem uern fing er an, indem er seinen Unterthanen das Tragen der langen Brte verbot und die gewohnten langen Rcke mit europischer Kleidung zu vertauschen befahl. Ferner betrieb er die Anlegung von Schulen und He belehrende Bcher des Auslandes ins Russische bersetzen.
2. Der nordische Krieg (17001721). Um aber in den Weltverkehr ein-zutreten, bedurfte Rußland vor allem der Verbindung mit dem Meere. Peter fate daher den Plan, fein Reich bis zur Ostfee zu erweitern, und nachdem er ein zahlreiches, von auslndischen Offizieren eingebtes Heer gebildet, suchte er dieses Ziel durch Eroberung der schwedischen Ostseelnder zu erreichen.
Peter der Groe verband sich mit den Knigen von Dnemark und
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Knigsberg Berlin Amsterdam Zaandam Amsterdam Holland England Holland Dresden Wien Italien
72 Von Friedrich d. Gr. bis zum Ausbruch der Franzsischen Staatsumwlzuna,
Stellung zur Religion. In religiser Beziehung war er duldsam gegen Andersglubige; in seinem Staate sollte jeder nach seiner Fasson selia werden" knnen. Den Katholiken Berlins erbaute er die Hedwigskirche
^u$crc Erscheinung und Tod. Der König war mittelgro, er hatte groe, blaue, feurige Augen, sein Gang war rasch und stolz. Am 17 Anaust 1786 starb er im Alter von 74 Jahren und wurde in der Garnison-k:rche zu Potsdam beigesetzt. Er hat so regiert, da er mit Recht sich den ersten Diener des Staates nennen und sein Volk ihm den Beinamen der Groe" geben konnte.
Das Zeitalter Friedrichs des Groen hat Adolf Menzel durch eine Reihe historischer Gemlde verewigt, von denen Die Tasel-runde am bekanntesten ist. Sein Erzstandbild hat Christian Rauch modelliert. (Fig. 139.)
Die Teilungen des Knigreichs polen.
In Polen hatten die Adligen und Grogrundbesitzer mehr Einflu auf die Regierung als der König. Jedes Mitglied des polnischen Reichstages konnte durch seine Einsprache die beste Gesetzesvorlage zu Fall brmgen. _ Durch bestochene Reichstagsmitglieder bte Rußland einen groen Einflu auf die polnische Regierung aus. So drohte Polen mit der Zeit ganz eine Beute Rulands zu werden.
Als in einem Kriege gegen die Trkei eine Entschdigung fr Ru-land nicht gefunden werden konnte, kam man auf den Gedanken, das Knigreich Polen zu teilen. So fand im Jahre 1772 die erste Teilung Polens zwischen Rußland, sterreich und Preußen statt. Die Polen suchten durch Ausstnde ihre Selbstndigkeit wieder zu gewinnen. Daher kam es im Jahre 1793 zur zweiten, im Jahre 1795 zur dritten und letzten Teilung Polens. An Preußen fielen die heutigen Provinzen Westpreuen und Posen, an sterreich kam Gallien und der Rest an Rußland. Rußland erhielt mehr als Preußen und sterreich zusammen. Die Erwerbung Westpreuens nderte den Titel der preuischen Könige. Diese nennen sich seitdem nicht mehr Könige in, sondern von Preußen.
König Friedrich Wilhelm Ii.
Auf Friedrich den Groen folgte fein Neffe Friedrich Wilhelm Ii. Dieser regierte von 1786 bis 1797. Er regierte noch, als Kaiser Wil-Helm I. geboren wurde. Unter ihm wurde das Brandenburger Tor in Berlin erbaut. (Fig. 147.)
Das Tabaks- und Kasseemonopol, die bei der Bevlkerung nicht beliebt waren, schaffte er bei Beginn seiner Regierung ab; spter mute dos Tabaksmonopol aus Geldmangel wieder eingerichtet werden.
Er verlangte von den Offizieren und namentlich von den Unter-Offizieren eine anstndige Behandlung der Soldaten; Schlge und Be-schimpfungen wurden verboten.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlins Potsdam Polen Polen Polens Posen Gallien Berlin
Die Kosaken des Zaren.
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19. Die Kosaken des Zaren.
1. Schilderung.
In dem Weltkriege haben die Kosaken den größten Teil unserer Provinz heimgesucht und Angst und Schrecken verbreitet. Selbst Wehrlose, wie Greise, Frauen und Kinder, fielen ihrer Grausamkeit zum Opfer. Die Kosaken sind halbwilde Steppenvölker aus dem fernen Osten Rußlands.
Kosak bedeutet Landstreicher, Straßenräuber. Vor etwa tausend Jahren waren die Kosaken ein Volk ohne feste Wohnsitze, das umherzog und auf Diebstahl und Raub ausging, ähnlich wie die Zigeuner, die verstreut auch bei uns in: deutschen Vaterlande noch hier und da auftauchen.
Später erhielten sie vom russischen Kaiser unentgeltlich Land zur Ansiedlung an den Grenzen des weiten Reiches, z. B. am Kaukasus-Gebirge. Dafür mußten sie sich verpflichten, die Grenzgebiete gegen räuberische Einfälle anderer halbwilder Völker zu verteidigen und sich auf eigene Kosten auszurüsten, auch ihr Pferd selbst zu stellen. Im Weltkriege hat man oft von den Don- und Wolga-Kosaken gehört. Der Name bezeichnet ihren Wohnsitz an russischen Flüssen.
Wenn die Kosaken auch nach und nach zu seßhaften Bauern geworden sind, so kann man sie doch noch immer als Kinder der Wildnis bezeichnen, die keine ernste Arbeit lieben und bei jeder sich darbietenden Gelegenheit ihre alte Diebs- und Räubernatur zeigen.
Der Kosak kennt keine Bequemlichkeit und hält die größten Anstrengungen mit Leichtigkeit aus. Seine Sinne sind scharf wie die eines Raubtieres. Er ist klein, hat breite Schultern, eine niedrige Stirn und vorstehende Backenknochen.
Kosak und Pferd sind unzertrennlich miteinander verbunden. Sein Reittier ist ein kleiner, struppiger, aber zäher Gaul, ein minderwertiges Tier. Es wird nicht durch Sporen gelenkt, sondern durch Schenkeldruck.
Die Bewaffnung der Kosaken besteht meist aus einer sehr langen Lanze ohne Fähnchen, die ganz den Lanzen unserer Ulanen gleicht. Die Kosaken des Kaukasus haben jedoch statt ihrer einen großen Dolch. Außerdem hat jeder Kosak eine kurze Büchse, ähnlich unserem Karabiner, und die Nagaika.
Die Nagaika ist eine kurze Lederpeitsche, an deren Enden gewöhnlich Bleikugeln eingenäht oder festgenietet sind. Diese Waffe, die im Kriege gar keinen Zweck hat, deutet schon auf die Verwendung hin, welche die Kosaken in Friedenszeiten finden. Im „heiligen" Rußland gibt es ja für Prügelstrafen jederzeit genügend Veranlassungen.
Da sind irgendwo Unruhen ausgebrochen. Dann trifft die Nagaika des Kosaken den Rücken Schuldiger und Unschuldiger, Verdächtiger und Harmloser; Männer und Frauen jeden Alters bekommen sie zu kosten. Die russische Gerichtsbehörde findet es in schönster Ordnung, daß die Bewohner ganzer Bezirke dorfweise „durchgeknutet" werden.
Ein andermal ist es Bauern infolge einer Mißernte unmöglich, die hohen Steuem aufzubringen. Väterchen schickt einige Regimenter Kosaken hin und
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Die Kosaken des Aaren.
belegt die halbverhungerten Gegenden mit „Einquartierung", bis die Steuern eingetrieben sind. Man läßt die „Ärmsten brandschatzen und ihren Geiz mit ' der Waffe des Friedens, der Nagaika, schlagen."
Was die Kosaken im Kriege an Roheit leisten, das haben die Leidenstage von Ostpreußen der ganzen Welt gezeigt. Es ist anzunehmen, daß sie von ihren Heerführern des öftern zum Plündern aufgefordert worden sind. Denn wie sollten sie sich sonst unterhalten, sind doch größere Abteilungen jener wilden Steppenvölker ohne jede Bagage ausgerückt. Zudem haben sie in ähnlicher Weise, wenn auch nicht so grausam, ihre eigenen Landsleute
ausgeraubt. Nach Hermann Dreßler in: Wilhelm Köhler, „Die Kosaken des
Zaren 1914—15."*)
2. Schilderung.
Die Kosaken haben für die offene Feldschlacht nur einen geringen Wert, jedoch für den Klein- und Vorpostenkrieg sind sie recht brauchbar. Sicherlich wird durch ihre große Zahl das russische Heer sehr verstärkt. Die Friedensstärke beträgt 60 000 Reiter, die Kriegsstärke 200 000 bis 250 000 Mann, wenn alle Altersklassen zum Heeresdienst einberufen werden. Von größerer Bedeutung sind die in Petersburg und Moskau liegenden Leibkosaken-Regi-menter.
Mit dem „Mein und Dein" hat es der Kosak nie sehr genau genommen. Das Plündern im Feindesland ist ihm von jeher als ein gutes Recht des Kriegers erschienen. Es wird auch nicht so bald gelingen, ihn in dieser Beziehung zu anderen Ansichten zu bekehren. Eigentlich grausam ist der Kosak aber nicht, vielmehr ist ihm in allen Lebenslagen eine gewisse Gutmütigkeit eigen. Erst der allzureichliche Schnapsgenuß, dem er leidenschaftlich ergeben ist, weckt seine rohen Naturtriebe und macht ihn zum Schrecken seiner Umgebung. Sonst ist er gutmütig und gastfrei im höchsten Maße. Es gibt auch recht brave und wackere Burschen unter diesen mit vielen fremden Abenteurern durchmischten Steppenstämmen.
Namentlich als Diener oder Offiziersbursche ist der Kosak wegen seiner Findigkeit, Anstelligkeit und geradezu hündischen Treue unübertrefflich. Seine ausgesprochene Vorliebe für Kinder macht ihn sogar zum „Kindermädchen" vorzüglich geeignet. Ich habe lächeln müssen, wenn ich in russischen Garnisonen diese kräftigen Kerle in ihrer kriegerischen Tracht Kinderwagen schieben und die kleinen Erdenbürger mit rührender Sorgfalt behüten und abwarten sah.
Oft genug habe ich auf meinen Forschungsreisen im asiatischen Rußland die Gastfreundschaft der Kosakenposten in Anspruch nehmen müssen. Stets habe ich mich bei ihnen sehr wohl gefühlt, wenn wir bei der dampfenden Kohlsuppe oder der summenden Teemaschine saßen und sie dann ihre tiefempfundenen Lieder mit den weichen, einschmeichelnden Melodien sangen oder-gar ihre große Körpergewandtheit erfordernden Tänze in den schweren Juchtenstiefeln tanzten.
*) Vaterländische Verlagsans.alt Wilhelm Köhler. Minden i W. Preis 1 M.
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Hindenburg, der Befreier Ostpreußens.
5. Wie Hindenburg die Russen einkreiste.
Die Russen waren immer noch in großer Übermacht. Hindenburg wußte, daß er sie nur vernichten könne, wenn er sie umstellte und einkreiste, so daß sie wie in einer Mausefalle saßen. Rasch wurden vom westlichen Kriegsschauplatz noch Truppen herbeigeschafft. Nach dreitägiger Bahnfahrt wurden sie ausgeladen und mußten sofort mit eingreifen. Als nun einzelne russische Abteilungen angegriffen wurden, stieß die gesamte Macht der Narewarmee von Süden vor.
Das hatte Hindenburg bezweckt. Ohne daß sie es ahnte, rannte diese Armee ins Verderben. Hindenburg ließ die einzelnen Truppenabteilungen so marschieren, daß seine Armee endlich in einem großen Halbkreis stand, der
sich immer mehr zum Kreise rundete. Allerdings stellte er ungeheure Anforderungen an die Marschfähigkeit der Truppen. Aber mit beispielloser Zähigkeit und Opferfreudigkeit leisteten es unsere braven Truppen. Oft mußten in einem Tage bis 60 Kilometer marschiert werden, in glühender Sonne, bei brennendem Durst und ohne Verpflegung; denn der Proviant konnte nicht so schnell nachkommen. Und am Schluß des Marsches wurden sie oft sofort in den Kampf geführt; aber nie versagten sie.
In den offenen Kreis marschierten die Russen von Südosten her ein, ohne daß sie die Umstellung merkten. Denken wir uns einen Bogen ungefähr über Soldau, Gilgenburg, Hohenstein und Ortelsburg. So etwa standen die deutschen Abteilungen. Zwischen Gilgenburg und Hohenstein liegt das Dorf Tannenberg, wo Hindenburg während der Schlacht seinen Stand hatte.
*■ Deutsche Flieger schwebten über den eigenen und den feindlichen Stellungen und meldeten dem Feldherrn endlich, daß die Einkreisung vollzogen sei.
*) Skizze — flüchtiger Entwurf.
Cs? #Hohenstein \ Tannenberg Ortelsbw
^ ^Gilgenburg\,+^
Moldau
L>kizze *) von der Schlacht bei Tannenberg.
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22 Srlebnifte eines Königlichen Försters des Kreises Wehlau in russischer Gesangenschast.
schützen wollte. Im nächsten Dorfe sehe ich eine alte Frau eine frisch gegrabene Stelle nachscharren/ Sie erzählt, die Russen hätten fünf von der Musterung heimkehrende Leute erschossen, und sie suche, ob die ihrigen darunter wären."
Am schlimmsten hausten die Russen, als sie zum zweiten Mal in Ostpreußen einbrachen. Tausende von wehrlosen Bewohnern wurden fortgeschleppt und niedergemacht. In vielen Dörfern waren alle Einwohner verschwunden. Nur hie und da fand man einen Kranken, der nicht mitgenommen werden konnte, oder Personen, die sich unter schweren Leiden und Entbehrungen im Walde versteckt hatten.
Die Feder sträubt sich, all die Greueltaten der Russen aufzuzählen, all die entsetzlichen Mißhandlungen und Verstümmelungen von friedlichen Bewohnern Ostpreußens.
Schon vor 150 Jahren hat Friedrich der Große im Siebenjährigen Kriege von den Russen gesagt: „Mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagen!" Wieviel mehr treffen die Worte des Alten Fritz auf den Weltkrieg zu, in dem das Verhalten der Russen in Ostpreußen viel unmenschlicher war als im Siebenjährigen Kriege. Noch nach tausend Jahren wird man in unserer lieben Heimat mit Schrecken an die Russengreuel denken. F. S.
16. Erlebnisse eines Königlichen Försters des Kreises Wehlau in russischer Gefangenschaft.
Bei dem drohenden Anmarsch der Russen im August sandte ich meine Frau und Tochter nach Westpreußen und blieb allein auf meiner Försterei Drusken, Kreis Wehlau, da ich noch keinen Befehl zum Verlassen derselben erhalten hatte.
Am 24. August hörte ich, daß die Russen bereits in Popelken, Kreis Labiau, wären. Einwohner von Nachbarorten kamen zu mir und fragten, was sie tun sollten. Ich riet ihnen, ruhig zu Hause zu bleiben; denn ein Fliehen hätte jetzt keinen Zweck mehr, da uns die Russen schon auf den Fersen wären. * Diese Einwohner folgten meinem Rate und sind mir noch heute dankbar; denn sie haben dadurch ihr Hab und Gut gerettet, während die verlassenen Gehöfte von den Russen verbrannt oder doch fürchterlich geplündert wurden.
Am 25. August, morgens sieben Uhr, erschien die erste russische Ka-valleriepatrouille, bestehend aus einem Offizier und 20 Mann, auf meiner Försterei. Ein banges Gefühl überkam mich, als ich ihnen so ganz allein entgegentrat. Der Offizier ritt auf mich zu und grüßte, ich ebenfalls. In fließendem Deutsch fragte er mich nach dem Wege nach Ringlacken und Kukers.
Die Karte hatte er in der Hand. Ich erwiderte ihm, er könnte über die Försterei Staticken oder längs der königlichen Forstgrenze reiten. Der Offizier dankte sehr höflich, verabschiedete sich und ritt mit seinen Leuten die Forstgrenze entlang.
Nach ungefähr 20 Minuten fielen aus dieser Richtung mehrere Schüsse. Bald darauf jagte die feindliche Patrouille in rasendem Galopp zurück und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich August August August
Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Nuffen. 107
Abteilung — er sprach nur polnisch — verlangte zunächst Brot, was ich glücklicherweise verstand. Nachdem dieser Wunsch erfüllt war, deutete er an, daß er das Haus nach etwaigen versteckten deutschen Soldaten zu durchsuchen beauftragt sei.
Während ich nun den Anführer nach den im oberen Stockwerk liegenden Zimmern führte, veranlaßten die vier zurückgebliebenen Soldaten meine Frau, die Tür zur „guten Stube" zu öffnen. Sie drangen sogleich ein, wahrscheinlich, um sich erwünschte Gegenstände anzueignen. Als sie aber einen auf der Spiegelkonsole liegenden afrikanischen Eberschädel mit seinen mächtigen Hauern erblickten, blieben sie entsetzt stehen und wichen mit dem Ausrufe „tot" in sichtlicher Angst zurück in den Flur. Mittlerweile war ich mit dem Führer von oben zurückgekehrt. Sie verabschiedeten sich alle nun in großer Eile, während der Anführer mir wiederholt den Arm mit dem Ausruf „guter Herr" streichelte. Wir waren gerettet und blieben auch von weiteren Besuchen durch die Russen verschont. —
Glücklicherweise dauerte ihre Herrschaft in Memel nur einige Tage; denn unsere braven Truppen eilten schnell herbei und vertrieben sie aus der Stadt und Umgegend. Ja, sie verfolgten die Russen, welche auf ihrem „Raubzuge" gegen Memel arg gehaust hatten, bis tief in ihr Land hinein.
F. Collasius.
2. Russische Kriegsführung.
Was der Stadt Memel bei einem zweiten Einfall bevorstand, ersehen wir aus einem Armeebefehl, der einem russischen Bataillonsadjutanten abgenommen worden war. Es hieß in demselben unter anderm:
„Die Stadt Memel ist von neuem zu besetzen und die ganze männliche Bevölkerung auszutreiben. Auf den Vormarschstraßen unserer Truppen ist ihr ganzes Hab und Gut zu beschlagnahmen. Auf Befehl des Höchstkommandierenden sind unverzüglich aus Memel aus den dortigen Werkstätten und Fabriken wegzuführen: Preßmaschinen mit Pumpen und Treibriemen, und zwar zur Erweiterung des Betriebes unserer Militärfabriken. Bei der Ausweisung der männlichen Bevölkerung aus der Stadt sind die Handwerker aller Berufsarten auszusondern und in den Hinterflügeln der Kasernen unter Bewachung unterzubringen."
Wie die Russen des öfteren wenig ehrenhaft ihren Krieg führten, zeigt auch folgender Befehl eines Generalmajors: „Das bei den Gefangenen vorgefundene Geld ist an die Staatskasse abzuliefern." F.
67. Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Russen.
Die emporblühende Stadt Goldap mit etwa 9500 Einwohnern und der Kreis Goldap mit der Rominter Heide werden vielen Bewohnern unserer Provinz bekannt sein, weilte doch in Friedenszeiten unser Kaiser alljährlich einige Wochen dort, um in der herrlichen und wildreichen Forst zur Erholung sich dem edlen Weidwerk zu widmen. Besonders in den letzten Jahren waren
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116 Kriegsschäden in Ostpreußen und Kriegshilfe.
Noch nie ist in einem Kriege ein so ungeheurer Schaden angerichtet worden; derselbe beträgt einschließlich der Gebäudeschäden etwa 1,1/4 bis 11/2 Milliarden Mark.
2. Kriegshilfe.
Es wurden in ganz Deutschland Sammlungen für die Flüchtlinge und Kriegsgeschädigten veranstaltet. Auch brachte der Preußische Staat schnell Hilfe, indem er ihnen gleich nach der Befreiung des Landes vom Feinde eine Vorentschädigung gewährte. Die Zahl derjenigen, die eine solche zu erhalten hatten, war bis zum 1. Mai 1916 auf 710 671 gestiegen. Im ganzen hat die Regierung bis dahin 482 758 565 Mark als Vorentschädigung ausgezahlt.
Nachdem von militärischer Seite im April und Mai 1915 die Rückkehr der Flüchtlinge freigegeben wurde, war der Rückstrom derselben sehr stark. Er belief sich in den ersten Monaten auf mehr als 200 000 Personen. Am ganzen sind im Frühjahr 1915 von den 866 752 Flüchtlingen 724 680 zurückgekehrt, davon aus dem Regierungsbezirk Königsberg 181 500, aus Gumbinnen 267 680 und aus Allenstein 275 500. Die Einwohnerzahl Ostpreußens betrug vor dem Kriege 2 093166, im Frühjahr 1915 nach der Rückkehr der Flüchtlinge nur 1 803 979, war also um 289 187 zurückgegangen. Erfreulich war, daß nicht nur die große Mehrzahl der Grundbesitzer, sondern auch viele Arbeiter in die Heimat zurückkehrten.
Doch waren nicht genügend Pferde vorhanden, um den Acker zu bestellen. Da hat die Landwirtschaftskammer geholfen. Pferde wurden aus Polen angekauft, Beutepferde eingestellt, etwa 5000 bayrische Zugochsen angekauft und Geschirre zur Verfügung gestellt. Mit Staatshilfe wurden 130 Kraft-pflüge angeschafft. Auch die Kriegsverwaltung überließ zwölf Motorpflüge. Die Landwirtschaftskammer stellte Saatgut und Düngemittel zur Verfügung. Die Bestellungsprämien bis 25 Mark für den Morgen in Höhe von zusammen etwa 19 Millionen Mark waren sehr wirksam. Im Frühjahr 1915 konnten daher 800 000 Morgen (oder 200 000 Hektar) bestellt werden. Nur 160 000 Morgen (oder 40 000 Hektar) sind unbestellt geblieben.
Die Beihilfe des Preußischen Staates zur Beschaffung von Saatgetreide, Pferden, Zugochsen, Geschirren und Kraftpflügen betrug 29 599 000 Mark.
Als Ostpreußen im Frühjahr 1915 nach Vertreibung der Russen wieder freigegeben wurde, brachte die Landwirtschaftskammer das inzwischen untergestellte Vieh und zahlreiches ans Rußland und dein Jnlande stammendes anderes Vieh in die Provinz, um eine Wiederaufnahme der Landwirtscbaft zu ermöglichen. Die Landwirtschaftskammer hat eingeführt in runden Zahlen: 50 000 Pferde, 43 000 Stück Rindvieh, 17 000 Schweine, 42 000 Scbafe, 1000 Ziegen, 33 000 Hühner und 5 000 Gänse, im ganzen 191 000 Strick Vieh.
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Von allen Seiten sah man es als eine Ehrenpflicht an, Ostpreußen wieder herzustellen und es zu seiner alten Blüte zu bringen. Es wurden im deutschen
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Extrahierte Personennamen: Ostpreußens
Extrahierte Ortsnamen: Ostpreußen Deutschland Königsberg Allenstein Polen